Letzte Woche hat unsere Referentin Alba Salles an mehreren Veranstaltungen im Rahmen der Interkulturellen Woche in Erfurt teilgenommen.
Am Dienstag hat Alba die Podiumsdiskussion ,,Politische Teilhabe – Mitgestaltungsmöglichkeiten für Zugewanderte in Zeiten von wachsendem Rassismus“ besucht. Anwesend waren Mitarbeiter*innen der Migrations- und Integrationsbeauftragten der Stadtverwaltung, der Ausländer*innenbeirat der Stadt Erfurt und Akteure vom Klanggerüst e.V. – ebenfalls aus Erfurt.
Die politische Vertretung von Ausländern und Menschen mit Migrationsgeschichte wurde stark debattiert. Obwohl ca. 25% der deutschen Bevölkerung einen Migrationshintergrund hat, sind diese Menschen politisch häufig unterrepräsentiert. Auf der kommunalpolitischen Ebene sieht das leider ebenso aus. Welche Gründe hindern diese Personen daran, sich für ein Amt in der Politik zu engagieren? Diese und andere Fragen wurden bei den Teilnehmenden diskutiert.
Doch trotz der Relevanz der Veranstaltung, da sie sich an Menschen richtet, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, bleibt die Frage, ob die Durchführung auf Deutsch sinnvoll ist. Nachdem die Debatte beendet war, konnte Alba während des angebotenen köstlichen internationalen Buffets im Gespräch mit den Teilnehmenden feststellen, dass viele aufgrund der Sprachbarriere das Gesagte nicht verstehen konnten.
Die Beantwortung dieser Fragen ist dringend und notwendig. Es ist eine Tatsache, dass Menschen mit Migrationsgeschichte ein Teil der deutschen Bevölkerung sind. Jetzt ist es an der Zeit, dass sich dies in der politischen Teilhabe niederschlägt.
Später am Dienstag fand die Podiumsdiskussion ,,Erfurt Stadt der Vielfalt – wann machst sich Erfurt auf dem Weg“ statt. In dieser Debatte wurde das Bild von Erfurt, das mit Intoleranz verbunden ist und wie sich diese Auffassung ändern lässt, hinterfragt. Ein Abgrenzungspunkt war die Notwendigkeit, nicht zu fliehen, sondern Räume von politischer und gesellschaftlicher Relevanz in der Stadt zu besetzen. In diesem Sinne wurde die Frage der Präsenz von Menschen mit Migrationshintergrund in der öffentlichen Macht erneut aufgegriffen, diesmal mit einem Schwerpunkt auf der öffentlichen Verwaltung. Nicht nur als Stadtvertreter*innen, sondern auch unter den Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung sind kaum Ausländer*innen oder Menschen mit Migrationshintergrund zu finden. Selbst bei der Ausländer*innenbehörde, sind die meisten Angestellten Menschen, die nicht eine persönliche Erfahrung mit Migration haben.
Wäre es vielleicht dann sinnvoller bei der Besetzung von Personalstellen, Menschen einzustellen, die empathischer mit den Menschen sind, da sie selbst in dieser Situation schon einmal waren?
Eine interessante Kritik wurde an der Teilnahme von Deutschen an Veranstaltungen, die an Ausländer gezielt sind, geäußert. Es gibt zwar eine Reihe von Aktivitäten zur Integration, die jedoch ohne die Beteiligung der Deutschen unvollständig sind.
Am Mittwoch, noch im Rahmen des Programms der Interkulturellen Woche, fand eine weitere Podiumsdiskussion über ,,Strukturelle Diskriminierung in Erfurt“ in der Barfüßerkirche statt.
Nach einem ausführlichen Vortrag von Amani Ashour aus dem IDZ Jena über die Konzepte von struktureller Diskriminierung begann ein Gedanken- und Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmenden. Sie betonten vielfach die Notwendigkeit, strukturellen Rassismus in der öffentlichen Verwaltung zu erkennen und zu bekämpfen. Das sei, so die Teilnehmenden, ein ständiger Prozess, der nicht nur Gesetze und öffentliche Maßnahmen beinhalte, sondern auch eine größere Akzeptanz von Menschen mit Migrationsgeschichte in der Gesellschaft.
Noch bis zum 16. Oktober laufen Veranstaltungen der Interkulturellen Woche in Erfurt.